Pyrmont - Schillerstraße 1-3/5

Aus Geschichtliches aus Bad Pyrmont

"Nächste Haltestelle Gasthaus Lemke" -

Ich erinnere mich an diese Durchsage im Stadtbus Bad Pyrmont vor gut 50 Jahren. Für mich war es damals eine Stadtbushaltestelle auf dem Weg nach Hause. Die Geschichte des Gasthauses interessierte mich damals eigentlich wenig. Grund genug, das heute nachzuholen.

Der Ausspann v. d. Heyde Lemke gegenüber dem Gasthaus Drüge im Jahr 1906. Im Archiv des Museums wurde bei diesem Bild der Name v.d.Heide genannt. 1906 war Eigentümer aber Carl Lemke
Gasthaus Lemke 1910 und 2021: "Links, wo heute der Frisör ist, war ein Gesellschaftsraum - Rechts die Gaststube und die Stufen runter auf die Kegelbahn. Hinten im Anbau (früher wohl Cumberland) war eine Fabrik die unter anderen Kinderwagen und Lampenschirme hergestellt haben. Weiter über die Kantstr. ging es in den Garagenhof der zu Lemken gehörte. Thea Lemke kam oft zu uns rüber und hat sich mit meiner Oma gesetzt und haben es sich gut gehen lassen. Die Essotankstelle und der "Verkaufssalon" ( Tospan Möbel, Motorradladen, Getränkemarkt und viele andere) gehörten auch nach Lemken."[1]

Im Jahr 1904 übernahm der aus Braunschweig stammende Carl Lemke, Sohn einer Gastronomenfamilie, die Gastwirtschaft mit Hotel an der Schillerstraße.

Das Haus, das zuvor häufig den Besitzer wechselte, führte Lemke bis zu seinem Tod im Jahr 1937. Ursprünglich diente es vor allem als Ausspannstation mit Stallungen für 25 Pferde. Schon früh erkannte Lemke die Zeichen der Zeit: Neben Parkplatz und Tankstelle errichtete er noch vor dem Ersten Weltkrieg die erste Großgarage im Kreis Hameln-Pyrmont.

1927 wurde das Gebäude erweitert, sodass die Garage - zu nationalsozialistischen Zeiten auf dem Stadtplan auch "Auto-Unterstell-Hallen" genannt - schließlich über mehr als hundert Boxen verfügte, jetzt aber nicht für Pferde, sondern für Autos. Zur Gastwirtschaft gehörte damals auch ein großer Saal, die „Cumberland-Diele“, in der Tanz- und Varietéveranstaltungen stattfanden. Später wurde dieser Bereich in Büroräume umgewandelt. Nach dem Tod des Gründers Carl Lemke führten Mutter und Schwester den Betrieb weiter, bis der Sohn aus dem Krieg zurückkehrte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Haus zeitweise als Unterkunft für Flüchtlinge und Vertriebene. Nach der Währungsreform wurde das Gasthaus gemütlicher gestaltet und es kam eine Doppelkegelbahn hinzu, die ab März 1965 automatisch betrieben wurde, zum Leidwesen der Kinder, die sich zuvor mit dem Aufstellen der Kegel ein Taschengeld verdienen konnten. Die Garage wurde später (in den Fünfzigern) von der Familie Groß mit der neben Lemke liegenden Tankstelle betrieben.In dem späteren Getränkemarkt dazwischen waren Autos der Firma Ford ausgestellt. Lemke und seine Nachfolger verstanden sich damals bereits als Marketingprofis. Werbeartikel des Gasthauses und der Cumberland-Künstlerdiele wie Postkarten und Notgeld werden noch heute auf ebay und anderen Plattformen angeboten.


Flugzettel und Gutschein der Bad Pyrmonter „Cumberland Künstlerdiele“, die 1920 in der Schillerstraße 3 eröffnet wurde und eine Mischung aus Tanzlokal, Varieté und Theater war - eine sogenannte Großunterhaltungsstätte erster Güte, die das äußerst vielseitige Unterhaltungsprogramm im Kurbad Pyrmont ergänzte.[3]


In den 1930er bis Ende der 1940er Jahre betrieb Otto Busch in der Schillerstr. 3, die damals für kurze 1000 Jahre Straße der SA hieß, eine Autowerkstatt, Tankstelle und die Großgaragen am Schloss, die sich hinter der Tankstelle, heute Immanuell-Kant-Straße, befanden. Eigentümer von Tankstelle und Garagen war jedoch zunächst Karl Lemke, deshalb 'Lemkes Großgaragen' in den 1920ern, und später die Lemke-Erben. Die Großgaragen boten Platz für ca. 200 Autos.

"An der oberen Etage im Anbau hatte die FA.Kaethe Kruse mal Interesse.Thea Lemke durfte es aber nicht vermieten,weil die Stadt es nicht genehmigt hat(nur sogenannte "weiße Industrie" durfte sich ansiedeln. Auch die FA. Pyrmofix hat in Lemke'schen Räumen ihren Ursprung"[4]

"Unter Leo Vogt und seiner Mutter war das im vergangenen Jahrhundert - so 70er, 80er Jahre - mal sehr lange meine Stammkneipe, in der ich mich als Heranwachsender und junger Erwachsener stets sehr wohlgefühlt habe und in der sehr viele nette Pyrmonter und Holzhäuser verkehrten. 🙂 Eine bis heute unvergessliche Zeit mit Conny Lohstedt,, ihrem Onkel Thommy, vielen ihrer Geschwister, dem gesamten damaligen DLRG-Tross, Schnulli, Löthe, den Brüning- und Spilker-Brüdern sowie sehr vielen andern sympathischen Menschen"[5]

Referenzen

  1. Paul Drüge, FB 2025
  2. Museum im Schloss Bad Pyrmont auf Facebook
  3. Museum im Schloss Bad Pyrmont auf Facebook
  4. Gisela Knippel, FB 2018
  5. Hajo Weiß, FB 2022

Lizenz

Rechteinhaber Museum im Schloss Bad Pyrmont, Namensnennung - NichtKommerziell (BY-NC 4.0)

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