Neersen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Geschichtliches aus Bad Pyrmont
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Version vom 10. April 2024, 11:42 Uhr


Postkarte von Neersen, 1950er Jahre, Museum im Schloss Bad Pyrmont


1263

Der heutige Bad Pyrmonter Ortsteil Neersen auf der Ottensteiner Hochebene gehörte im Spätmittelalter zum Einflussbereich der Grafen von Everstein, die die seit etwa Mitte des 13. Jahrhunderts überwiegend die politischen Verhältnisse im Weserraum mitbestimmten. Bereits im Jahre 1263 wird ein Priester Dietrich von Nedersen urkundlich erwähnt, der mit als Zeuge bei der Übertragung von Gütern des Grafen Hermann von Everstein und seiner Gemahlin Hedwig an das Kloster Falkenhagen auftritt.


1276

Das Kirchspiel Neersen bildete seit jeher den kirchlichen Mittelpunkt für die fünf Pyrmonter Bergdörfer Baarsen, Eichenborn, Großenberg, Kleinenberg und Neersen. Das Kirchspiel wird schon im Jahre 1276 in den Urkunden erwähnt, als die Grafen Adolf und Albert von Everstein die Schenkung ihres verstorbenen Bruders Wedekind in Bezug auf den Zehnten zu Honroth (Wüstung nahe Wörderfeld/Vahlbruch) im Kirchspiel Nedersen ebenfalls an das Kloster Falkenhaben bestätigen. Das Kirchspiel Neersen war im Spätmittelalter eine wichtige Grenzparochie und verwaltungsmässig dem Archidiakonat Ohsen an der Weser zugeordnet.


1393

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts konnten die Grafen von Pyrmont ihren Einfluss auch auf bis zu 376 m ü. NN gelegene Ottensteiner Hochebene ausdehnen. Im Jahre 1393 erhielten die Pyrmonter Grafen die Burg Ottenstein von Graf Hermann von Everstein als Pfandbesitz. Die Burg Ottenstein diente seit dem Ende des 12. Jahrhunderts als zentraler nordöstlicher Stützpunkt der Eversteiner und wurde   vermutlich unter Graf Otto VIII. erbaut.

1460

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts starb das Eversteiner Grafenhaus aus und ihr   Besitz ging an die Welfen über. Herzog Bernhard von Braunschweig-Lüneburg bestätigte die Pyrmonter Pfandinhaberschaft am Haus Ottenstein und belehnte zudem Graf Moritz von Pyrmont 1460 mit den Dörfern „Nedersen, Glesse und Ludeborn mit allem Zubehör“.


1520

Für den Welfen Herzog Heinrich dem Jüngeren bot sich nach dem Tod von Graf Moritz von Pyrmont und der sich anschließenden 31jährigen ungeklärten Pyrmonter Erbnachfolge um die Grafschaft Pyrmont zwischen den Edelherrn zur Lippe und den Grafen von Spiegelberg eine günstige Gelegenheit zur Ausdehnung seines Einflussbereiches auf die westliche Seite der Ottensteiner Hochebene. Im Jahre 1519 zog er während eines Rittes einen neuen Grenzverlauf und nahm die bis dahin zu Neersen gehörende Feldmarkt Lichtenhagens und die „unbebauten“ Dörfer Glesse und Ludenborn für sich in Anspruch. Dies löste einen heftig geführten Grenzkonflikt zwischen dem Amt Ottenstein und den Grafen von Spiegelberg aus, der von 1520 bis 1549 das tägliche Leben auf der Ottensteiner Hochebene erheblich beeinträchtigte. Die sich immer weiter zuspitzenden Auseinandersetzungen wurden sind vom damaligen Pyrmonter Amtmann Johann Seiler im „Copiar des Dorfes Nederssen“ ausführlich dokumentiert worden.


1536

Die heute zur ev.-luth. Kirchengemeinde Bad Pyrmont gehörende Pauluskirche Neersen wurde im Jahre 1536 erbaut. In einem Brief des Pyrmonter Amtmannes Johann Seiler im „Copiar des Dorfes Nederssen“ ist der Neubau der Kirche dokumentiert. „Als die von Nederssen ire Kirchen bauwhen wollen, haben sie in der Langen Grundt einen Kalkofen gebrent, welchs die Ottensteinischen nit gern leiden wollen, und hat derhalb des Marschalls Frauw an meinen gnädigen Herrn von Spiegelbergk um Abschaffung desselben geschrieben.“ Es ist davon auszugehen, dass die neue Kirche den Einwohnern des Dorfes Neersen neben den kirchlichen Aspekten auch besonderen Schutz vor weiteren Ottensteiner Übergriffen bieten sollte. Gleichzeitig konnte Graf Friedrich von Spiegelberg mit dem Kirchenneubau seinen Herrschaftsanspruch auf die westliche Seite der Ottensteiner Hochebene  sinnbildlich untermauern. Noch heute ist an der Südseite der Pauluskirche eine Steintafel mit der Jahreszahl 1536 und einem Wappenschild mit dem „schreitenden Hirsch“ als Wappen der Grafen von Spiegelberg zu sehen.

(WW)