Holzhausens verlorene 59: Unterschied zwischen den Versionen
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Vor etwas mehr als vier Jahren begannen wir hier in der Gruppe einen Ortsplan mit angedeuteten Gebäuden von Holzhausen aus dem Jahr 1857 den uns heute bekannten Straßennamen und den Gebäuden/Häusern zuzuordnen. | Vor etwas mehr als vier Jahren begannen wir hier in der Gruppe einen Ortsplan mit angedeuteten Gebäuden von Holzhausen aus dem Jahr 1857 den uns heute bekannten Straßennamen und den Gebäuden/Häusern zuzuordnen. | ||
Hilfreich war dabei die Zuordnung "Alte Hausnummer zu heutiger Adresse (Straße und Hausnummer)" nach einer Aufstellung in der "Geschichte und Chronik des Dorfes Holzhausen", das 2002 zweibändig als Holzhäuser Chronik erschien. | Hilfreich war dabei die Zuordnung "Alte Hausnummer zu heutiger Adresse (Straße und Hausnummer)" nach einer Aufstellung in der "''Geschichte und Chronik des Dorfes Holzhausen''", das 2002 zweibändig als Holzhäuser Chronik erschien. | ||
Warum machten wir das? In amtlichen Dokumenten, Presseartikeln, auf Ansichtskarten, Werbung und Adressbüchern war bis zum 1. April die Holzhäuser Hausnummer alleinige Adressangabe. | Warum machten wir das? In amtlichen Dokumenten, Presseartikeln, auf Ansichtskarten, Werbung und Adressbüchern war bis zum 1. April die Holzhäuser Hausnummer alleinige Adressangabe. | ||
Bei der Beschriftung des Ortsplans fiel jedoch auf, dass die Nummer 59 fehlte. | Bei der Beschriftung des Ortsplans fiel jedoch auf, dass die Nummer 59 fehlte. | ||
Zufällig stieß ich vor einigen Wochen auf Zeitungsartikel aus der Dewezet und dem Pyrmonter Wochen- und Kreisblatt vom Januar 1903, die über einen verheerenden Brand in Holzhausen berichteten. Der Brand ereignete sich gegenüber dem Gasthaus Drawe, dessen Hausnummer 11 war. Auch die Großmutter von Horst Luttmann erzählte von dem Brand und erwähnte, dass sie die Fenster ihres Hauses, das die Nummer 60 trug, mit Wasser kühlen musste. So war klar: Das abgebrannte Haus trug die Nummer 59 (siehe Bild des Ortsplans). | Zufällig stieß ich vor einigen Wochen auf Zeitungsartikel aus der Dewezet und dem Pyrmonter Wochen- und Kreisblatt vom Januar 1903, die über einen verheerenden Brand in Holzhausen berichteten. Der Brand ereignete sich gegenüber dem [[Holzhausen:Straßen:Schillerstraße:Schillerstraße86|Gasthaus Drawe]], dessen Hausnummer 11 war. Auch die Großmutter von Horst Luttmann erzählte von dem Brand und erwähnte, dass sie die Fenster ihres Hauses, das die Nummer 60 trug, mit Wasser kühlen musste. So war klar: Das abgebrannte Haus trug die Nummer 59 (siehe Bild des Ortsplans). | ||
Der damalige Bewohner des Hauses Nr. 59, der Viehhändler August Kix, war nicht versichert und zog später in das Haus Nr. 284 (heute Heckengang 1) um. | Der damalige Bewohner des Hauses Nr. 59, der Viehhändler August Kix, war nicht versichert und zog später in das Haus Nr. 284 (heute Heckengang 1) um. |
Version vom 29. September 2024, 15:46 Uhr
Viele langjährige Mitglieder dieser Gruppe und diejenigen, die sich für die Geschichte von Holzhausen interessieren, wissen, dass die Hausnummern des Ortes bis 1938 die alleinige Adressangabe darstellten.
Für alle Anderen eine kurz gefasste Einführung:
1850 entschloss sich Holzhausen seine 150 Häuser neu zu nummerieren, denn offizielle Straßennamen gab es im Ort noch nicht, was auch bis zur zwangsweisen Eingemeindung nach Bad Pyrmont im Jahr 1938 so blieb. Die Adresse eines Holzhäuser Hauses war somit eine eindeutige Hausnummer. Holzhausen hatte damals 150 Wohnhäuser - also gab es 150 Hausnummern, die Straßenseitenweise vergeben wurde. Nach der ersten Zuordnung 1850 wurde chronologisch nach Erbauung weiter hochgezählt. Die letzte Hausnummer war 1938 die 447.
Vor etwas mehr als vier Jahren begannen wir hier in der Gruppe einen Ortsplan mit angedeuteten Gebäuden von Holzhausen aus dem Jahr 1857 den uns heute bekannten Straßennamen und den Gebäuden/Häusern zuzuordnen. Hilfreich war dabei die Zuordnung "Alte Hausnummer zu heutiger Adresse (Straße und Hausnummer)" nach einer Aufstellung in der "Geschichte und Chronik des Dorfes Holzhausen", das 2002 zweibändig als Holzhäuser Chronik erschien. Warum machten wir das? In amtlichen Dokumenten, Presseartikeln, auf Ansichtskarten, Werbung und Adressbüchern war bis zum 1. April die Holzhäuser Hausnummer alleinige Adressangabe. Bei der Beschriftung des Ortsplans fiel jedoch auf, dass die Nummer 59 fehlte.
Zufällig stieß ich vor einigen Wochen auf Zeitungsartikel aus der Dewezet und dem Pyrmonter Wochen- und Kreisblatt vom Januar 1903, die über einen verheerenden Brand in Holzhausen berichteten. Der Brand ereignete sich gegenüber dem Gasthaus Drawe, dessen Hausnummer 11 war. Auch die Großmutter von Horst Luttmann erzählte von dem Brand und erwähnte, dass sie die Fenster ihres Hauses, das die Nummer 60 trug, mit Wasser kühlen musste. So war klar: Das abgebrannte Haus trug die Nummer 59 (siehe Bild des Ortsplans).
Der damalige Bewohner des Hauses Nr. 59, der Viehhändler August Kix, war nicht versichert und zog später in das Haus Nr. 284 (heute Heckengang 1) um.
Jetzt stellt sich die Frage, warum das Wohnhaus 59 nicht mehr aufgebaut wurde?
Die Nummer 59 lag am Platz der Republik in Holzhausen, an dem sich die heutige Schillerstraße in die Abzweigung zur Hagener und Grießemer Straße teilt.
Eine mögliche Antwort auf diese Frage ist der Standort. Dieser eignete sich hervorragend wegen seiner zentralen Lage in Holzhausen als Standort für ein zukünftiges Transformatorenhaus. Pyrmont wurde laut einer alten Homepage der Stadtwerke Bad Pyrmont ab 1907 über das E-Werk am Waisenhof an die Stromversorgung angeschlossen, Holzhausen folgte 1910. Weitsichtige Mitarbeiter der Holzhäuser Verwaltung können bereits 1903 die Zeichen erkannt und das Grundstück für diesen Zweck erworben haben. So kam es dann auch. Auf dem Grund des abgebrannten Hauses Nr. 59 wurde das Transistorenhaus von Holzhausen, auch Lichtturm genannt, erbaut und stand dort bis 1949, bis es dem zunehmenden Autoverkehr an dieser Stelle geschuldet in die Hospitalgasse umzog. Die engen Straßen oder besser Wege, die mit Häusern bebaut waren, konnten den steigenden Verkehr – zunächst mit Pferden und Kutschen, später mit Autos – nicht mehr bewältigen. In den letzten 120 Jahren mussten deshalb mehrere Häuser, darunter die Häuser Kix (=Lichtturm)(59), Klenke (58) und Luttmann (60), verbreiterten Straßen weichen.
Der Platz der Republik spielte jedoch nicht nur verkehrstechnisch und für die Stromversorgung eine zentrale Rolle. Bereits im 18. Jahrhundert war das Café Sorgenfrei (Haus Nr. 57), das hier stand, eine beliebte Raststätte für Reisende und Ausflügler. Ende der 1920er- und Anfang der 1930er-Jahre kam es hier zudem zu politischen Straßenkämpfen zwischen Anhängern der Roten und Braunen;
All diese Aspekte machen deutlich, dass weiterführende historische Recherchen zu diesem Platz über die Jahrhunderte hinweg sinnvoll und interessant wären, weil vieles noch im Dunkeln liegt.
Dieser Artikel ist auch im Pyrmontwiki verfügbar, ebenso wie die Kindheitserinnerungen von Luttmanns Horst, die thematisch gut zu diesem Thema passen.
Beides ist dort über die Wikisuche "Lichtturm" zu finden.