Zum Inhalt springen

Vom Eismachen und Einlagern in Eiskellern und -bunkern – damit man's im Sommer auch cool haben konnte ...: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Geschichtliches aus Bad Pyrmont
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
(Eine dazwischenliegende Version desselben Benutzers wird nicht angezeigt)
Zeile 58: Zeile 58:
H. Quante erinnert sich in Facebook:
H. Quante erinnert sich in Facebook:
  Habe Eisstange von Wrede ins Schwimmbad zu meiner Mutter gebracht, es wurd zum Kühlen des Speiseeises in den isolierten Behältern genutzt - die Deckel wurden mit diesem Eis gefüllt.
  Habe Eisstange von Wrede ins Schwimmbad zu meiner Mutter gebracht, es wurd zum Kühlen des Speiseeises in den isolierten Behältern genutzt - die Deckel wurden mit diesem Eis gefüllt.
{{clear}}
[[File:kühlschrank_f_schlutter_196x.jpg|mini|Kühlschrank F. Schlutter in den 1960ern]]
F. Schlutter erinnert sich in Facebook:
Meine Großmutter hatte keinen Kühlschrank, nur eine Speisekammer und einen Kellerraum, der nur ca. einen Meter hoch war. Da waren aber nur Kohlen und Briketts drin. Sonst hat sie vieles eingekocht. Wenn geschlachtet wurde, wurde bei Marie Stock geräuchert. Meine Mutter hatte in den 60er Jahren einen alten Bosch (siehe Bild) . Den habe ich noch während meiner Studienzeit genutzt und in den späten 1980er einem Kollegen vermacht, der ihn für seinen Garten nutzen wollte.

Version vom 1. Dezember 2025, 18:53 Uhr

Was heute eine Selbstverständlichkeit ist, war früher oft mit erheblichem Aufwand verbunden. Fast jeder Haushalt besitzt heute einen Kühl- und Gefrierschrank, und auch Betriebe wie Hotels, Gastwirtschaften, Brauereien und Metzgereien sind ohne moderne Kältetechnik undenkbar. Doch wie lösten frühere Generationen privat wie geschäftlich die dringende Notwendigkeit zur Kühlung und Konservierung von Lebens- und Genussmitteln?

Die Erfindung des ersten Kühlschranks im Jahr 1748 durch einen schottischen Wissenschaftler blieb lange Zeit ein Laborversuch, da die chemischen oder physikalischen Verfahren nicht massentauglich waren.

Eine praktikable Lösung lieferte daher die Natur selbst: Im Winter wurde gefrorenes Eis gesammelt und in speziell konzipierten, gut isolierten Räumen gelagert, in der Hoffnung, dass das Eis dort so lange wie möglich 'übersommerte'.

Im Pyrmonter Tal gibt es bekanntlich viele Teiche, also stehende Gewässer, die das Eismachen im Winter ermöglichen - und früher sicherlich mehr als heute. Wilhelm Hilbert nannte in seinem Büchlein "Holzhausen - Ein Beitrag zur Dorfgeschichte" (Stadt Bad Pyrmont 1992)

  • den Moorteich,
  • Couppés Teiche und
  • die Schlossgraft

sowie den Teich südlich von Couppés Teich in Richtung Grießemer Straße

Die Pyrmonter Nachrichten ermittelten im März 1977

  • das Gelände zwischen der Solbadstraße und der Straße An der Saline sowie
  • der Bahnhofstraße bis zur Emmer, was vor dem Ersten Weltkrieg ein kaum bebautes, sumpfiges Gelände war.

Ferner

  • den Teich im Winkel zwischen Bahnhofstraße und Waldecker Straße
  • den Winkel des Neubrunnenweges und der Bahnhofstraße
  • der Rissieksche Teich südlich der Lügder Straße 13 gegenüber der Getreidehandlung von I. Lickfett, vormals Louis Ringe
  • ein sumpfiges Gelände östlich der Waldecker Straße zwischen Helenenstraße und Neubrunnenweg bis zur Anhöhe des Rotebrinks(?)
  • Fritz Bäkmanns Teich südlich der Lügder Straße 25(?)
  • Heitmüllers Teich bei der Emmerschlinge südlich der Sporthalle, der zum Entwässern der Rennwiese diente

Das Eismachen und Einlagern von Natureis während der kalten Jahreszeit war für bestimmte Berufsgruppen, wie Bauarbeiter und Landwirte, eine willkommene Verdienstquelle in der Schlecht-Wetter-Zeit.

Ortsplan Ernst Schnelle aus dem Jahr 1927
Möllerschen Eiskeller/-bunker in der Waldecker Straße 15
Lageplan Vogell aus dem Jahr 1911

Zu den Einlagerungen:
Es ist heute schwierig, die Lage von Eiskeller und -bunker zu ermitteln. Auf historischen Ortsplänen findet man sie meist nicht, da Keller unterirdisch angelegt wurden. Ortspläne beschreiben jedoch nur die Oberfläche eines Geländes. Auf einem Pyrmonter Ortsplan von Ernst Schnelle von 1927 Jahren ist nur ein Eiskeller abgebildet; und dieser ist eigentlich ein Eisbunker. Dieser liegt im Winkel des Neubrunnenweges und der Bahnhofstraße. Von diesem Eisbunker ist auch Foto vorhanden, das ich beigefügt habe. Alle anderen, die ich nachfolgend nenne, sind durch mündliche oder schriftliche Weitergabe heute noch(!) bekannt. Es sind dies:

  • der an der Dunsthöhle gelegene und nach dem Zweiten Weltkrieg zugeschüttete Felsenkeller. Er wurde vom nahegelegenen Braukamp genutzt.
  • ein Eiskeller, der bei Abbrucharbeiten des Hauses Bismarckstraße 17 Mitte der 1970er Jahre entdeckt wurde. Dieser Eiskeller reichte bis in eine Tiefe von 3,5 Meter. Hier fand man auch die Inschrift "Eiskeller Hemmerich". Es ist bekannt, dass dieser Bereich oberhalb der Pyrmonter Stadtkirche, der auch den Namen "Schwarze Gärten" trug und früher dem Brunnenkommissar und Hotellier Hemmerich gehörte. Später, als der Grund an den Schuhmachermeister und Lederhändler Fritz Vogell ging, wurde dieser Eiskeller wohl für die hier von Vogells Ehefrau betriebene Gaststätte genutzt.
  • Hemmerich selber ließ sich nach dem Bau von Vogells "Restauration" einen neuen Eiskeller in der späteren Friedrichstraße 1 mit großem Ausmaß anlegen, der beim Bau des Fremdenheims Wehrheim entdeckt und mit einer Stahlbetondecke abgesichert wurde.
  • der "Herforder Brauerei zum Felsenkeller" von Getränkehändler Carl Steinhagen in der späteren Rathausstraße, zuvor Schulstraße, 19
  • die Brauerei Falkenkrug auf dem Grundstück von Dr. Tannenberg in der Solbadstraße 21, die dem Gastwirt des "Alt-Heidelberg" in der oberen Lortzingstraße 20 gehörte
  • dem Möllerschen Eiskeller/Bunker in der Waldecker Straße 15 (siehe Bild).

Nach dem Ersten Weltkrieg ließ Getränkehändler August Wrede aus der Altenaustraße 4 gegenüber der Fabrik Ottomeyer ein Kunsteis-Werk erbauen, das er "Eisfabrik" nannte. Später verlegte er sie in die Thal-Mühle. Wrede war es auch, der das Kunsteis direkt nach Hause lieferte.

Was fehlt, sind Informationen über Betriebe in den Ortsteilen, die Eiskeller und -bunker betrieben, sowie Erinnerungen und vielleicht sogar Fotos und Gegenstände oder Dokumente, wie in den Haushalten Lebensmittel konserviert wurden. Es wäre schön, wenn hier in der Gruppe oder nach Anmeldung im Pyrmontwiki(.de), wo dieser Beitrag auch vorhanden ist, der eine oder andere darüber berichten könnte.

Kühlschrank C.Klein in den 1940ern

C. Klein erinnert sich in Facebook:

...da kommen Erinnerungen auf. In den 40er Jahren stand so ein Modell bei uns im Haus. Das Eis lieferte August Wrede.

H. Quante erinnert sich in Facebook:

Habe Eisstange von Wrede ins Schwimmbad zu meiner Mutter gebracht, es wurd zum Kühlen des Speiseeises in den isolierten Behältern genutzt - die Deckel wurden mit diesem Eis gefüllt.
Kühlschrank F. Schlutter in den 1960ern

F. Schlutter erinnert sich in Facebook:

Meine Großmutter hatte keinen Kühlschrank, nur eine Speisekammer und einen Kellerraum, der nur ca. einen Meter hoch war. Da waren aber nur Kohlen und Briketts drin. Sonst hat sie vieles eingekocht. Wenn geschlachtet wurde, wurde bei Marie Stock geräuchert. Meine Mutter hatte in den 60er Jahren einen alten Bosch (siehe Bild) . Den habe ich noch während meiner Studienzeit genutzt und in den späten 1980er einem Kollegen vermacht, der ihn für seinen Garten nutzen wollte.
Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von Geschichtliches aus Bad Pyrmont. Durch die Nutzung von Geschichtliches aus Bad Pyrmont erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.