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Aus Geschichtliches aus Bad Pyrmont
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Beschreibung

DEUTSCHE BAUZEITUNG 59,JAHRGANG * N2 81 » BERLIN, DEN 10. OKTOBER 1925 HERAUSGEBER: PROFESSOR ERICH BLUNCK, ARCH. SCHRIFTLEITER: REG.-BAUMEISTER a. D. FRITZ EISELEN. Alle Rechte vorbehalten. — Für nicht verlangte Beiträge keine Gewähr. Die Brunnen- und Wandelhalle in Bad Pyrmont. Von Architekt Alfred S ad Pyrmont, am Hilligenborn im Tale der Emmer, mit seinen verschiedenen uralten kohlen- säurehaltigen Kochsalz - Trink- und Stahlquellen fiel durch Staatsvertrag im Jahre 1922 an Preußen. Preußen verpflichtete sich im Übernahmevertrag, zur weiteren Hebung Pyrmonts eine Thermalquelle zu erbohren, eine Brunnen- und Wandelhalle, -sowie ein Konzert- und Konversationshaus neu zu erbauen und das bestehende Kurhaus weiter auszubauen. Die Erbohrung der Thermalquelle ist zur Zeit in der Ausführung, der Ausbau des Kurhauses im Winter 1923 vorgenonnnen und die Brunnen- und Wandelhalle im darauf folgenden Jahre am 20. Juli dem Betrieb übergeben worden. Zwecks Erlangung von Bauplänen war für das Konzerthaus und die Brunnen- und Wandelhalle ein öffentlicher Wettbewerb ausgeschrieben*), bei dem ein Entwurf des Architekten Alfred Sasse, Hannover, angekauft und diesem Architekten nachher auch die weitere Ausarbeitung und die künstlerische Oberleitung übertragen wurde. Die alten bestehenden eisernen. baufälligen und unzureichenden Trink- und Wandelbahnanlagen wurden beseitigt und über der Hauptquelle in der Achse der Hauptallee an der bisherigen Stelle ein kuppelbekrönter neuer Brunnentempel (Abb. 1 hierunter) errichtet, an den sich rückwärts die Wandelhalle an- schließt, die dreischiffig um einen in- neren Schmuckhof herumführt. (Abb. 2—4, S. 638). Nach vorne, dem Brunnenplatz zu, ist sie offen, kann aber durch eigenartige Schiebetor-Konstruktionen (Schlossermeister Rohde, Hannover) in der ganzen Front geschlossen werden. Links befindet sich die Gläser- Ausgabe für 10 000 Gläser, rechts die Brunnen-Ausgabe mit 42 Zapfstellen für sieben verschiedene Brunnen kuren, mit Maschinenraum dahinter, rückwärtig und an den vorderen Ecken acht Verkaufsläden, während in den rückwärtigen Ecken links die reichlich bemessenen Klosett- und Gurgelanlagen usw. für Männer und rechts dementsprechende für Frauen angeordnet sind. Der Schmuckhof ist mit Schiebefenstern abgeschlossen; in ihm findet demnächst die Aufstellung eines figürlichen Schmuckes statt, den die preußische Regierung zu diesem

  • ) Anmerkung der S c h r i f 11 e i t u n g.

Ausfall Jahrg. 1922, S. 496. Es gingen 64 Ent- würfe ein. Verteilt wurden ein I. u. ein II. Preis Statt des III. Preises 3 Ankäufe in gleicher Huhr, darunter der des \ ertassers. ässe in Hannover. Zweck dem Bauherrn, der Bad Pyrmont A.-G., über- lassen hat. Für die Ausführung kam nur die Winterzeit nach Schluß der Kurzeit — also vom 15. Oktober bis 15. Mai — in Frage. Der sehr starke Winter 1923/24, einsetzende Streiks u. A. m. verzögerten die Fertigstellung bis 15. Juli 1924. Trotz der schlechten und überaus un- günstigen Bodenverhältnisse ist es möglich gewesen, das 2760 <im bebaute Fläche umfassende Gebäude in 160 Arbeitstagen fertigzustellen. Der Baugrund war durchweg Moorboden von 8,50 m Tiefe, der stark mit Quellen durchsetzt war. Da große Lasten für die Ausführung nicht in Frage kamen, Einrammen von Pfählen wegen Gefährdung des Quellengebietes und Erschütterung der umliegenden Gebäude aber auch nicht zulässig war, Brunnen- versenkung bei der Tiefe zu kostspielig und für die Winterausführung zeitraubend war, wurde eine durch- gehende, in sich verankerte Betonplatte mit Gurten gewählt. Auf diese bauen sich, mit den Gurten ver- bunden, die äußeren Säulen mit quadratischem Kapitell und die inneren Säulen in runder Form auf. Abb. 1. Bruuuentempel über der Ilauptquelle. 637 Das Bergwasser wurde oberhalb durch Drainage- Leitungen abgefangen und, um ein Angreifen der Betonplatte durch die moorigen und Schwefelsäure enthaltenden Wasser zu verhindern, wurde erst eine Packlage von Bruchsteinen bis oberhalb dieser wasser- haltenden Schichten eingebracht und darauf dann die Gründung vorgenommen. Um die zeitraubende Putzarbeit an den Kassetten- decken zu vermeiden, sind diese ganz aus Leichtbeton fertig geputzt ebenfalls fabrikmäßig hergestellt und auf der Baustelle verlegt, so daß nur die Tragrippen nachzuputzen waren. Auch die Dächer sind aus Leichtbeton-Dielen auf Eisenbeton-Bindern hergestellt. Das ganze Dach ist Abb. 2 u. 3. Ansicht und Schnitt. (1 : 400.) Abb. 4. Grundriß der Brunnen- und Wegen der langen Winterzeit wurden alle Pfeiler und Säulen im Innern hohl fabrikmäßig mit Vorsatz- Beton hergestellt, steinmetzmäßig bearbeitet und auf der Baustelle mit weiteren Eiseneinlagen und Beton gefüllt. Als Vorsatz-Beton ist gelber bayrischer Muschelkalk mit Doppelschlag scharriert gewählt; ebenso sind auch die freiliegenden Gesimse ausgebildet, während die inneren Säulen durch Spritzverfahren einen farbigen Vorsatz erhalten haben. mit Kupfer, von der Firma Gebr. Söhlmann, Han- nover, die auch einen Teil der Beleuchtungskörper fertigte, eingedeckt worden. Der Brunnentempel ist mit einer halbkreisförmigen, reich kassettierten Kuppel ebenfalls aus Beton hergestellt und mit Kupfer gedeckt. Der Fußboden der Halle ist mit Stampf-Asphalt- platten und Marmorbändern belegt. Wände und Decken sind geputzt und reicher ausgemalt. Die Klosett- und Gurgelkabinen haben Fliesen bzw. Marmorbekleidung. No. 81. 638 10. Oktober 1925. Da der Kurbetrieb auch auf Frühjahr und Herbst künftig ausgedehnt werden soll, die Wandelhalle durch die Schiebefenster und Tore geschlossen werden kann, wird sie durch Abdampf von der im Kurhaus liegen- den Kesselanlage aus erwärmt und hat außerdem eine ausreichende Beleuchtungs- anlage erhalten. In den Achsen der Kurzseite, vor den in den Ecken befindlichen Nebenräumen haben zwei Marmorbrunnen in Nischen, die von Vollmer, Offenburg, mit Glasmosaik ausgelegt sind, vor einer Spiegelglaswand Aufstellung gefunden, die mit je einer ver- goldeten Bronzefigur von der Metall- kunst Hannover nach Modellen von Prof. Herting, einen Moorjüngling und eine Quellennixe (Abb. 5, links) darstellend, geschmückt sind. In der Abschlußwand der Gläser- schränke ist ein farbiger Fries auf Leinwand gemalt, die Übergabe Pyrmonts an Wal- deck und die Übergabe an Preußen mit Szenen aus dem Badeleben der Zwischen- zeit darstellend, vom Maler Prof. Hans W. Schmidt, Weimar, herrührend, zur Aus- führung gekommen, und ein entsprechender Fries bei der Brunnenausgabe von dem- selben Künstler, Szenen aus der Sage und Geschichte Pyrmonts wiedergebend. Die Ausmalung hat durch den Maler B ü k e r, Hannover, statt gefunden, wobei figürliche allegorische Darstellungen in den vier Eckzwickeln: die Elemente, Jahres- zeiten, Kunst, Wissenschaft, von dem Maler Prof. Jordan, Hannover, herrühren. Der Ringmantel der inneren runden Säulen und die vier Maßwerke in den aus- gerundeten Sitznischen (Abb. 6. unten) sind von den Mindener Wandplatten- werken nach deren geschützten Ver- fahren in Spritztechnik mit grünen und schwarzen Farbzusätzen ausgeführt und geben der Wandelhalle die farbige Note. Die Herstellung der gesamten übrigen Pfeiler, Werksteine, Kassetten und Dächer sowie die künstliche Gründung erfolgten durch die Zementwaren- und Kunststein- fabrik Robert Grastorf, Hannover. Die Erd- und Maurerarbeiten fanden durch die Baugewerksinnung Pyr- m o n t, die Anlage der Heizung durch die Firma Arend, Mildner & Evers, Hannover, und die Trinkkuranlagen durch die Firma Schaffstaedt, Gießen, statt, während alle übrigen Arbeiten durch Pyr- monter Handwerksmeister getätigt sind. Die umfangreichen brunnentechnischen Arbeiten wurden vom Baukommissar Rie- menschneider geleitet, während der örtliche Bauleiter Dipl.-Ing. Röpke war. Das eigentliche Bauwerk hat 24 000 cbm umbauten Raum, der auf 22,60 M. für 1 cbm in der Abrechnung gekommen ist. Mit diesen Bauwerken ist Bad Pyrmont durch die kräftige Unterstützung des preu- ßischen Staates, der durch seinen Reg.- Präsidenten von Velsen dem Architekten in der Ausführung weitgehende freie Hand ließ, in ein neues Stadium seiner Entwick- lung getreten. Hoffentlich besteht die Mög- lichkeit, auch das weitere Bauprogramm noch auszuführen. — Abb. 5. Einer der beiden Brunnen in der Wandelhalle mit Moorjüngling. (Bildhauer Prof. Herting.) Abb. 6. Maßwerk in einer Sitznische der Wandelhalle. 639 I,aCP der Wandelhalle zum Brunnentempel der mit ihr an&erd. m nut in losem Zusammenha^^mehtjeeht Nachschrift der s c h r ‘f 11 cj1 u,n S'Vrehit^kt p ..... i r»________/lw dpi- ArcnlvCKL in s Abb. 7. Wandelhalle (Blick gegen die Gläserausgabe).









Die Brunnen- und Wandelhalle in Bad Pyrmont. Architekt Alfr. Sasse, Hannover. ?ie «Ihrerseits durch seine Lage in der Achse der Hauptallee, stehenden* Gartemnlapen Sonst w;im u«un^ ln (p? ^e deren wirkungsvollen Abschluß er bildet, und durch seine stehenden Gartenanlagen. Sonst waie die unsymmetrische berechtigte Betonung der Schwerpunkt der Anlage ist. 640 No. 81. In der äußeren Gestaltung hat sich der Architekt in kluger Mäßigung von jeder gesucht individuellen Form- gebung ferngehalten und hat die Wirkung mehr durch gut abgewogene Verhältnisse als durch reiche Gliederung zu erreichen gesucht. Das Innere zeigt, ebenfalls gute Ver- hältnisse. Eine gewisse Verwandtschaft mit der weit- räumigeren Wandelhalle des Bades Kissingen. die durch die Einfügung der die oberen Wände des Mittelschiffes versteifenden Bögen (namentlich in dem Längsdurohblick, Abb. 8 S. 640) verstärkt wird, findet wohl ihre Begründung in der gleichen Bauaufgabe und der gleichen dreischiffigen basilikalen Anordnung, die ja in beiden Fällen auf alte Vorbilder zurückgeht. In der Einzelgliederung und. Aus- schmückung, die dem Ganzen ein festliches und zum Ver- weilen einladendes Gepräge geben, geht der Architekt jedenfalls eigene Wege, wenn auch die Formensprache hier ebenfallls auf der Überlieferung fußt. Die Einzelheiten sind mit Liebe durchgebildet und zeugen auch von dem Verständnis der herangezogenen Künstler und der ge- diegenen Arbeit der ausführenden Firmen. —

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