Diskussion:Die Geschichte der Grafschaft Pyrmont und der Stadt Lügde
DIE GRAFEN ZU SPIEGELBERG UND PYRMONT, ZUR LIPPE-SPIEGELBERG UND PYRMONT, VON GLEICHEN-SPIEGELBERG UND PYRMONT und GRAFEN bzw. FÜRSTEN ZU WALDECK-PYRMONT
Nach dem Aussterben der Grafen von Pyrmont nahmen die Grafen zu Spiegelberg die Grafschaft Pyrmont in Besitz, die ihnen von den Fürstbischöfen von Paderborn bzw. den Edelherren zur Lippe streitig gemacht wurde. Erst 1525 kam es zu einer Einigung. Im Jahr darauf begannen die Grafen in der Nähe der berühmten Pyrmonter Mineralquellen mit dem Bau der Festung (Schloss) Pyrmont.
Besitz der Grafschaft zu einem längeren kriegerischen Streit zwischen der verwitweten Gräfin Walburga zu Spiegelberg-Pyrmont und Gleichen (verheiratet seit 1558 mit Georg Graf von Gleichen) und Fürstbischof Heinrich von Paderborn (seit 1567 Erzbischof von Bremen und seit 1574 auch Fürstbischof von Osnabrück, allerdings ohne päpstliche Bestätigung). 1584 einigte sich Gräfin Walburg mit dem Fürstbischof und verblieb im Besitz -z. T. als Lehen des Fürstbistums Paderborn (!)- der Grafschaft Pyrmont. Ihr folgten ihre Söhne Graf Philipp Ernst und Hans Ludwig von Gleichen-Spiegelberg und Pyrmont.
Da diese keine Erben hatten, übertrugen sie die Grafschaft Pyrmont am 3. Februar 1619 an die Grafen Christina und Wolrad zu Waldeck, die sie am 28. Mai 1625 offiziell in Besitz nahmen. Der Fürstbischof von Paderborn protestierte gegen diese Übertragung. In Folge des 30-jährigen Krieges gehörte die Grafschaft von 1629-1633 zum Fürstbistum Paderborn, 1633-1636 zur Grafschaft Waldeck, 1636-1646 wieder zum Fürstbistum Paderborn und fiel 1646 zunächst an die Schweden bzw. dadurch endgültig an die Grafen zu Waldeck. Der Besitz blieb zunächst strittig und wurde zwischen dem Fürstbischof von Paderborn und den Grafen/Fürsten zu Waldeck durch den sog. „Pyrmonter Hauptvergleich“ am 14. März 1668 endgültig geklärt. Die Stadt Lügde kam an das Fürstbistum Paderborn, das Schloß Pyrmont mit den Mineralquellen und die Dörfer Hagen, Holzhausen (mit dem ehemals selbständigen Dorf Huckenhausen zusammengewachsen), Oesdorf, Löwensen, Thal, Kleinenberg, Großenberg, Baarsen, Neersen und Eichenborn an die Grafen/Fürsten zu Waldeck
Die Grafen, seit 1712 Reichsfürsten zu Waldeck und Pyrmont, bauten den Badeort Pyrmont planmäßig aus. Sie ließen bereits vor der endgültigen Einigung 1662 ein neues Brunnenhaus, 1667 ein größeres Brunnenhaus und die Hauptallee anlegen und zu Beginn des 18. Jahrhunderts vom Baumeister Hermann Korb (gebürtig aus dem heutigen Lügder Ortsteil Niese), Architekt am Hof der Braunschweiger Herzöge, ein neues Schloß erbauen.
1720 erhob Fürst Friedrich Anton Ulrich zu Waldeck und Pyrmont die Brunnenstraße zur „Stadt Pyrmont“. In der Folge siedelten sich auch jüdischen Kaufleute und Pensionswirte an, die eine Jüdischen Gemeinde in Pyrmont gründeten. Seit vor 1763 hatten die Juden an der heutigen Bomberg-allee einen eigenen Friedhof und richteten 1817 eine eigene Synagoge mit Mikwe[1] und Schule an der Bathildisstraße ein.
König Friedrich Wilhelm von Preußen hatte, aufgrund der hohen Schulden der Fürsten zu Waldeck und Pyrmont, 1796 den Ankauf der Grafschaft Pyrmont für seine Geliebte, Gräfin Lichtenau erwogen. Wegen des zu hoch angesetzten Preises kam dieser Kauf allerdings nicht zustanden. 1803 scheiterte der Plan Fürst Friedrichs zu Waldeck und Pyrmont, die Grafschaft Pyrmont für 1.620.000 Reichstaler an den Landgrafen zu Hessen zu verkaufen, an der Intervention seines Bruders, Prinz Georg. Im Januar 1805 übernahm Kurhessen die Finanzadministration der Grafschaft Pyrmont und setzt Hessische Beamte und Truppe in Pyrmont ein. Prinz Georg zu Waldeck und Pyrmont nahm daraufhin Verhandlungen mit Hessen auf und erreicht, daß sich die Beamten und Truppen im Oktober 1805 wieder aus der Grafschaft Pyrmont zurückzogen. Nun übernahm Prinz Georg, jetzt Fürst Georg zu Pyrmont, die Verwaltung in der ehemaligen Grafschaft Pyrmont, die damit offiziell von Waldeck getrennt wurde. Nach dem Tod von Fürst Friedrich 1812 wurden die Landesteile Waldeck und Pyrmont wieder vereint. 1867 schlossen Waldeck-Pyrmont und Preußen einen Akzessionsvertrag, nach dem Preußen die Verwaltung des Fürstentums übernahm. 1914 erhielt der Badeort Pyrmont offiziell den Zusatz „Bad“. 1918 wurde der Fürst zu Waldeck und Pyrmont abgesetzt und der Waldecker Landesteil Pyrmont schloss sich 1922 der preußischen Provinz Hannover (heute Niedersachsen) an. Gleichzeitig schloss sich Oesdorf als Stadtteil der Stadt Bad Pyrmont an. Holzhausen wurde 1938 als Stadtteil zwangsweise angegliedert. Im Krieg 1870/71 fielen 19 Einwohner Pyrmonts. / Im 1. Weltkrieg 1914/18 fielen bzw. wurden vermisst 57 Bad Pyrmonter Einwohner. / 1933-1945 Im 3. Reich haben 14 Mitglieder der Jüdischen Gemeinde ihr Leben verloren. Mehreren Familien gelang es auszuwandern. / Im 2. Weltkrieg 1939/45 fielen und wurden vermisst, 633 Einwohner Bad Pyrmonts (mit Oesdorf). / Am 5. April 1945 wurden die Ortsteile und die Stadt Bad Pyrmont von den Amerikanern besetzt. Während des Krieges war Bad Pyrmont Lazarettstadt, weshalb es zu keinen nennenswerten Kriegsschäden kam.
- ↑ Mikwe (hebräisch מִקְוֶה oder מקווה, Mehrzahl מִקְוֶוֹת oder מִקְוָאות Mikwaot; von קוה „zusammenfließen“), deutsch früher Judenbad, bezeichnet im Judentum das Tauchbad, dessen Wasser der Erlangung ritueller Reinheit durch Untertauchen dient.