Holzhausen - Das "Holzhäuser Stühlereiten
Eine Erinnerung von Hartmut Herfordt, niedergeschrieben in der FB-Gruppe Alt Bad Pyrmont:
Viele alte Holzhäuser haben dieses in die Ortsgeschichte eingegangene Ereignis selbst miterlebt, aber wohl alle alten Holzhäuser haben von dieser Geschichte schon einmal gehört. Anfang der fünfziger Jahre, das genaue Datum ist nicht überliefert, hielten die Sänger der Eintracht Germania ihre allwöchentliche Singstunde auf Otten Saale ab. Wie immer wurde anschließend an der Theke noch ,,einer getrunken". Zu später Stunde kam das Gespräch auf's Militär.
Altenberend's Karl, der während seiner aktiven Militärzeit bei der Kavallerie gedient hatte, fühlte sich genötigt, einige ,,Geheimnisse der hohen Schule der militärischen Reitkunst" zum Besten zu geben. Im Verlaufe dieser ,,halbmilitärischen Ausbildungsveranstaltung" kam man unter den noch anwesenden Sängern auf die glorreiche Idee, eine erste ,,Reitstunde" sofort und in Ermangelung hauptberuflicher Reittiere auf Otten Stühlen vorzunehmen. So sattelte jeder der Anwesenden einen der Holzstühle, deren Lehnen die fehlenden Zügel vor trefflich ersetzten und man ritt, zuerst im Schritt und anschließend im Trab, kreuz und quer durch den Saal. Nach kurzer Zeit rief Schlüter's Otto, zu Altenbehrend's Karl gewandt, aus: "Wenn Du nach draußen auf die Straße reitest, gebe ich ein Faß Bier aus".

Nicht lange überlegend gab Altenbehrend's Karl den Befehl "Türen auf!", und die Kavalkade galoppierte auf die damals noch autolose Schillerstraße.
Mitten auf der Straße reitend wurde der Weg zu "Puren Hundertmark" eingeschlagen. Hier angekommen nahm man, ohne abzusitzen, nach einer Ehrenrunde durch die Schankstube einige ,,Erfrischungsgetränke" zu sich, um sich anschließend wieder auf den beschwerlichen Heimritt nach Otten Saal zu machen. Der Überlieferung zufolge seien einige ,,Reittiere" nach dieser ,,Attacke" etwas ,,fußlahm" gewesen. Zwei seien sogar zuschande geritten und später im Ofen der Gaststätte Otte verheizt worden.
Diese und andere Begebenheiten ähnlicher Art förderten verständlicherweise das Interesse an den Übungsstunden, die in diesen Jahren stets ausgezeichnet besucht waren. Unter der Regentschaft von Otto Schlüter und Werner Möller wurden die alten Aktivitäten neu belebt und neue ins Leben gerufen. So wurde alljährlich das obligatorische Kartoffelbraten und ein eigenes Konzert veranstaltet. Darüber hinaus intensivierte man die Beziehungen zu befreundeten Vereinen der näheren und weiteren Umgebung und nahm an zahlreichen Konzerten dieser Vereine teil. Außerdem wurden die verschiedensten Fahrten unternommen, an denen neben den aktiven Sängern auch deren Ehefrauen und eine große Anzahl passiver Mitglieder teilnahmen.