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Gegen Ende des 14. Jahrhunderts konnten die Grafen von Pyrmont ihren Einfluss auch auf bis zu 376 m ü. NN gelegene Ottensteiner Hochebene ausdehnen. Im Jahre 1393 erhielten die Pyrmonter Grafen die Burg Ottenstein von Graf Hermann von Everstein als Pfandbesitz. Die Burg Ottenstein diente seit dem Ende des 12. Jahrhunderts als zentraler nordöstlicher Stützpunkt der Eversteiner und wurde vermutlich unter Graf Otto VIII. erbaut. | Gegen Ende des 14. Jahrhunderts konnten die Grafen von Pyrmont ihren Einfluss auch auf bis zu 376 m ü. NN gelegene Ottensteiner Hochebene ausdehnen. Im Jahre 1393 erhielten die Pyrmonter Grafen die Burg Ottenstein von Graf Hermann von Everstein als Pfandbesitz. Die Burg Ottenstein diente seit dem Ende des 12. Jahrhunderts als zentraler nordöstlicher Stützpunkt der Eversteiner und wurde vermutlich unter Graf Otto VIII. erbaut. | ||
'''1460''' | '''1460''' | ||
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts starb das Eversteiner Grafenhaus aus und ihr Besitz ging an die Welfen über. Herzog Bernhard von Braunschweig-Lüneburg bestätigte die Pyrmonter Pfandinhaberschaft am Haus Ottenstein und belehnte zudem Graf Moritz von Pyrmont 1460 mit den Dörfern „Nedersen, Glesse und Ludeborn mit allem Zubehör“. | Zu Beginn des 15. Jahrhunderts starb das Eversteiner Grafenhaus aus und ihr Besitz ging an die Welfen über. Herzog Bernhard von Braunschweig-Lüneburg bestätigte die Pyrmonter Pfandinhaberschaft am Haus Ottenstein und belehnte zudem Graf Moritz von Pyrmont 1460 mit den Dörfern „Nedersen, Glesse und Ludeborn mit allem Zubehör“. | ||
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Ein Jahr nach dem Tod von Graf Moritz von Pyrmont 1494 in der Residenzstadt Lügde und dem damit verbundenen Aussterben des Pyrmonter Grafenhauses verblieb Ottenstein auch weiterhin bei Pyrmont, als durch die welfische Erbteilung 1495 Herzog Erich d. Ä. von Calenberg das Amt Ottenstein übernahm. Mit der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1522) kam das Amt Ottenstein dann aber an seinen Bruder Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig-Lüneburg, zugleich auch Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel, der 1516 Ottenstein einnahm und die Pyrmonter Pfandinhaberschaft in gewaltsamer Manier beendete. Als neuer Pfandherr des Amtes Ottenstein fungierte von nun an der Marschall Hermann von der Malsburg | Ein Jahr nach dem Tod von Graf Moritz von Pyrmont 1494 in der Residenzstadt Lügde und dem damit verbundenen Aussterben des Pyrmonter Grafenhauses verblieb Ottenstein auch weiterhin bei Pyrmont, als durch die welfische Erbteilung 1495 Herzog Erich d. Ä. von Calenberg das Amt Ottenstein übernahm. Mit der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1522) kam das Amt Ottenstein dann aber an seinen Bruder Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig-Lüneburg, zugleich auch Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel, der 1516 Ottenstein einnahm und die Pyrmonter Pfandinhaberschaft in gewaltsamer Manier beendete. Als neuer Pfandherr des Amtes Ottenstein fungierte von nun an der Marschall Hermann von der Malsburg | ||
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Für den Welfen Herzog Heinrich dem Jüngeren bot sich nach dem Tod von Graf Moritz von Pyrmont und der sich anschließenden 31jährigen ungeklärten Pyrmonter Erbnachfolge um die Grafschaft Pyrmont zwischen den Edelherrn zur Lippe und den Grafen von Spiegelberg eine günstige Gelegenheit zur Ausdehnung seines Einflussbereiches auf die westliche Seite der Ottensteiner Hochebene. Im Jahre 1519 zog er während eines Rittes einen neuen Grenzverlauf und nahm die bis dahin zu Neersen gehörende Feldmarkt Lichtenhagens und die „unbebauten“ Dörfer Glesse und Ludenborn für sich in Anspruch. Dies löste einen heftig geführten Grenzkonflikt zwischen dem Amt Ottenstein und den Grafen von Spiegelberg aus, der von 1520 bis 1549 das tägliche Leben auf der Ottensteiner Hochebene erheblich beeinträchtigte. Die sich immer weiter zuspitzenden Auseinandersetzungen wurden sind vom damaligen Pyrmonter Amtmann Johann Seiler im „Copiar des Dorfes Nederssen“ ausführlich dokumentiert worden. | Für den Welfen Herzog Heinrich dem Jüngeren bot sich nach dem Tod von Graf Moritz von Pyrmont und der sich anschließenden 31jährigen ungeklärten Pyrmonter Erbnachfolge um die Grafschaft Pyrmont zwischen den Edelherrn zur Lippe und den Grafen von Spiegelberg eine günstige Gelegenheit zur Ausdehnung seines Einflussbereiches auf die westliche Seite der Ottensteiner Hochebene. Im Jahre 1519 zog er während eines Rittes einen neuen Grenzverlauf und nahm die bis dahin zu Neersen gehörende Feldmarkt Lichtenhagens und die „unbebauten“ Dörfer Glesse und Ludenborn für sich in Anspruch. Dies löste einen heftig geführten Grenzkonflikt zwischen dem Amt Ottenstein und den Grafen von Spiegelberg aus, der von 1520 bis 1549 das tägliche Leben auf der Ottensteiner Hochebene erheblich beeinträchtigte. Die sich immer weiter zuspitzenden Auseinandersetzungen wurden sind vom damaligen Pyrmonter Amtmann Johann Seiler im „Copiar des Dorfes Nederssen“ ausführlich dokumentiert worden. | ||
'''1536''' | '''1536''' | ||
Die heute zur ev.-luth. Kirchengemeinde Bad Pyrmont gehörende Pauluskirche Neersen wurde im Jahre 1536 erbaut. In einem Brief des Pyrmonter Amtmannes Johann Seiler im „Copiar des Dorfes Nederssen“ ist der Neubau der Kirche dokumentiert. ''„Als die von Nederssen ire Kirchen bauwhen wollen, haben sie in der Langen Grundt einen Kalkofen gebrent, welchs die Ottensteinischen nit gern leiden wollen, und hat derhalb des Marschalls Frauw an meinen gnädigen Herrn von Spiegelbergk um Abschaffung desselben geschrieben.“'' Es ist davon auszugehen, dass die neue Kirche den Einwohnern des Dorfes Neersen neben den kirchlichen Aspekten auch besonderen Schutz vor weiteren Ottensteiner Übergriffen bieten sollte. Gleichzeitig konnte Graf Friedrich von Spiegelberg mit dem Kirchenneubau seinen Herrschaftsanspruch auf die westliche Seite der Ottensteiner Hochebene sinnbildlich untermauern. Noch heute ist an der Südseite der Pauluskirche eine Steintafel mit der Jahreszahl 1536 und einem Wappenschild mit dem „schreitenden Hirsch“ als Wappen der Grafen von Spiegelberg zu sehen. | Die heute zur ev.-luth. Kirchengemeinde Bad Pyrmont gehörende Pauluskirche Neersen wurde im Jahre 1536 erbaut. In einem Brief des Pyrmonter Amtmannes Johann Seiler im „Copiar des Dorfes Nederssen“ ist der Neubau der Kirche dokumentiert. ''„Als die von Nederssen ire Kirchen bauwhen wollen, haben sie in der Langen Grundt einen Kalkofen gebrent, welchs die Ottensteinischen nit gern leiden wollen, und hat derhalb des Marschalls Frauw an meinen gnädigen Herrn von Spiegelbergk um Abschaffung desselben geschrieben.“'' Es ist davon auszugehen, dass die neue Kirche den Einwohnern des Dorfes Neersen neben den kirchlichen Aspekten auch besonderen Schutz vor weiteren Ottensteiner Übergriffen bieten sollte. Gleichzeitig konnte Graf Friedrich von Spiegelberg mit dem Kirchenneubau seinen Herrschaftsanspruch auf die westliche Seite der Ottensteiner Hochebene sinnbildlich untermauern. Noch heute ist an der Südseite der Pauluskirche eine Steintafel mit der Jahreszahl 1536 und einem Wappenschild mit dem „schreitenden Hirsch“ als Wappen der Grafen von Spiegelberg zu sehen. | ||
[[Datei:1. Kirche Neersen, 1930er J..jpg|mini|Pauluskirche Neersen, 1930er Jahre, Privatbesitz]] | |||