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Aus Geschichtliches aus Bad Pyrmont

Grießemer Str. 3, heute in Bau - lange Zeit das Cafe Sorgenfrei (H#57)

Wo bitte geht‘s zum Gasthaus Sorgenfrei ?

Heute eine durchaus berechtigte Frage. Bereits vor 180 Jahren, also in den späten 1830ern, war dieses Gasthaus dank zahlreicher Reiseführer im Pyrmonter Talkessel und weit darüber hinaus bekannt.

So schrieb Dr. Karl Theodor Menke, Fürstlich Waldeckscher Brunnen- und Leibarzt 1840 in der zweiten Auflage seines Buches „Pyrmont und seine Umgebungen...“ auf Seite 155 über das Gasthaus Sorgenfrei in Holzhausen:
1818, in der ersten Auflage, fehlte noch der explizite Hinweis auf das Gasthaus; Forellen und Caffee genoss man jedoch auch damals schon in Holzhausen, wie Menke schrieb.


1850 empfahl Dr. K.F.H. Straß, Königlich Preußischer Kreis-Justizrath in seinem „Taschenbuch für Curgäste und Reisende“ den Spaziergang nach Holzhausen und das Caffeehaus Sorgenfrei wie folgt:


 
Lage von Gasthaus Sorgenfrei auf Ortsplan von 1857 mit heutigen Straßennamen

Das Gasthaus Sorgenfrei lag am heutigen Abzweig Schillerstraße, Hagener Straße, Grießemer Straße, also links neben der heute noch existierenden Bärenhöhle und somit damals an exponierter Stelle. Der Grund, auf dem das Gasthaus stand, wurde im alten Brandkataster mit der H#57, heute Grießemer Straße 3, geführt. Einerseits für die Holzhäuser zwischen dem Unter- und Oberdorf und anderer­seits, globaler, an den damaligen Verkehrsadern nach Hameln/Rinteln und der Vicinalstraße (heute sinngemäße „Land-, Kreis-, Bundes­straße“) zum Hagen, die bis zur Einsetzung der Eisenbahnlinie Hanno­ver-Pyrmont-Altenbeken 1872/73 auch wirtschaftlich stark frequentiert waren.


1857 wurde in einem Saal des Sorgenfrei erstmals ein Schützenball des zwölf Jahre zuvor gegründeten Holzhäuser Schützen­vereins bei Bürgermeister Fischer erwähnt [1] . Dort fand im Vereinslokale Sorgenfrei am 05.04.1894 abends um 8 ½ Uhr die erste Turnstunde des kurz zuvor gegründeten Turn-Vereins Holz­hausen statt. Die Ankündigung dazu in der Montags­ausgabe der Pyrmonter Zeitung ist als Titelblatt der Festschrift zum 100 jährigen Bestehen des TUS Bad Pyrmont zu finden. Am 26.09.1900 fand hier die Gründungsversammlung der Freiwilligen Feuerwehr statt. Auch für den Fußballverein Union Holzhausen (Gründungsjahr unbekannt) und dem Arbeitergesangverein ab 1923 diente das Sorgenfrei als Vereinslokal. 1929 fand im Sorgenfrei eine Kaffeetafel nach der Einweihung der neue Schule (heute Grundschule) in der Kampstraße statt.
Politisch gesehen war das lokale Publikum eher links orientiert.

1910 führte Albert Frese die Gastwirtschaft und das Geschäft. 1927 soll das Sorgenfrei vom Arbeiter-Konsumverein gekauft worden sein, dass dort einen Einkaufs­laden einrichtete. Gastwirtschaft und Saal im hinteren Bereich wurden an Fritz Zöllner ver­pachtet. So war es bis 1933 auch Vereinslokal der SPD. Die eher nationalistisch orientierten Einwohner trafen sich im gegen­überliegenden Gasthaus Drawe, das ebenfalls über einen Saal verfügte (der, lange Zeit nicht genutzt, im Jahr 2022 abgerissen wurde). Bis 1933 soll es deshalb mehrfach zu körperlichen Auseinandersetzungen auf der Grießemer Strasse gekommen sein. Ausge­schenkt wurde damals Herforder Bier. 1940 wurde der Schank­betrieb im Sorgenfrei eingestellt und der Konsum(m) zog in den hinteren Bereich um. Dort kaufte ich noch in den 1960er mit meiner Großmutter Lebens­mittel ein. Er bestand bis gegenüber S. Homuth in dem ehemaligen Saal der Gastwirtschaft Drawe den ersten Supermarkt in Holzhausen eröffnete. Im vorderen Bereich des nun ehemaligen Sorgenfrei wurde wahrscheinlich bereits in den 1950ern Bendels Imbissbude eröffnet. Es gab meist Hähnchen mit Pommes und aus der Musikbox erklang moderne Schlagermusik gesungen von Rudi Schuricke und Caterina Valente. Mitte der 1970er Jahre war auch dies Geschichte, Bendel zog mit seinem Imbiss in die Schillerstraße 34 um, und die Pyrmonter Stadtsparkasse eröffnete an dieser Stelle die Zweigstelle Holzhausen, der seit 2021 ein wuchtiges Mehrfamilienhaus (noch in Bau) weichen musste.

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  1. Chronik des Holzhäuser Schützenvereins, 1996